Sinti und Roma in München

In der Vergangenheit waren sie immer wieder Verfolgungen ausgesetzt und heute noch haben sie oftmals Diskriminierung zu erleiden: Sinti und Roma. Das Wort Zigeuner, das früher im Deutschen benutzt wurde, lehnen viele wegen des abschätzigen Tons, der über Jahrhunderte dabei mitschwang, ab. In München wurde zu ihrer Überwachung Ende des 19. Jahrhunderts eine eigene Polizeiabteilung gegründet. Die Polizeidirektion, der sie zugeordnet war, befand sich damals an der Weinstraße Ecke Gruftgasse (heute Marienhof). 1913 wurde der große Neubaukomplex auf dem Gelände des ehemaligen Augustinerklosters bezogen.

Verfolgung und Vernichtung in der NS-Zeit

In der NS-Zeit wurden sie dann systematisch verfolgt, deportiert und in Vernichtungslagern ermordet. Im Gebäude der Alten Akademie, neben der Jesuitenkirche St. Michael, führten die Nationalsozialisten sogenannte „rassenmorphologische Untersuchungen“ an Sinti und Roma durch. Der menschenverachtenden Verblendung der Nazis entsprechend, glaubte man, bei Menschen rassische Höher- und Minderwertigkeit anthropologisch, z.B. durch Vermessung z.B. der Kopfform, darstellen zu können. An diesen pseudo-medizinischen Untersuchungen in der Alten Akademie war ein Arzt namens Josef Mengele beteiligt, der später im Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz für grauenvollste Experimente an lebenden Menschen bekannt wurde. Die bis dahin sogenannte „Zigeunerpolizeistelle“ hier an der Löwengrube avancierte zur „Reichszentrale zur Bekämpfung des Zigeunerunwesens“. Das Polizeipräsidium wurde für die Sinti und Roma in München die erste Station auf dem Weg in die Deportation.

Man vermutet, dass eine halbe Million Sinti und Roma vom nationalsozialistischen Deutschland ermordet wurden. In der Romani-Sprache wird der Völkermord mit dem Begriff Porajmos (wörtlich „das Verschlingen“) bezeichnet, analog zu Holocaust oder Schoah der Juden. Beide Gruppen wurden von den Nationalsozialisten aus rein rassistischem Wahn verfolgt und sollten vollständig vernichtet werden.

Es dauerte im Fall der Sinti und Roma jedoch lange, bis deren Leid in der Bundesrepublik allmählich wahrgenommen und offiziell anerkannt wurde. Im NS-Dokumentationszentrum an der Bienner Straße wird heute auch an ihr Leid erinnert. Dennoch gehört der Antiziganismus bis heute zu den erschreckend tief verwurzelten Formen der gruppenspezifischen Menschenfeindlichkeit in unserer Gesellschaft.

Heute leben in München mehrere Tausend Sinti und Roma.