Bayern und Griechenland

An der Ostseite des Königsplatzes treffen die Brienner Straße, die Arcisstraße und die Katharina-von-Bora-Straße aufeinander. Der Königsplatz selbst gilt mit seiner klassizistisch griechischen Architektur als einer der schönsten Plätze Deutschlands. Er wurde unter König Ludwig I. in dieser Form gestaltet. Dessen Sohn Otto wurde 1832 zum ersten König von Griechenland bestimmt, nach der Unabhängigkeit vom Osmanischen Reich. Damals entstand in München eine bedeutende griechische Gemeinde, und obwohl König Otto nach dreißig Jahren Herrschaft vom Volk gestürzt wurde, kommt Bayern und der Stadt München bei vielen Griechen traditionell ein besonderer Platz zu. Heute leben rund 30.000 Griechinnen und Griechen in München – die größte griechische Auslandsgemeinde Europas. Sie gehören fast ausschließlich der griechisch-orthodoxen Konfession an und haben mehrere Kirchen in der Stadt, die Salvatorkirche in der Altstadt schon seit 1829.

Landeskirche

In der Katharina-von-Bora-Straße 7-13 hat die Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern, die sogenannte Landeskirche, ihren Sitz. Ihr gehören die meisten der ca. 184.000 protestantischen Christen in München an. Für mehrere Jahrhunderte war das frühere Bayern ein streng katholisches Land, in dem keine anderen Konfessionen oder Religionen zugelassen waren. Das änderte sich erst infolge der Aufklärung. Für Juden wurde es im neu gegründeten Königreich Bayern (zuvor war es ein wesentlich kleineres Kurfürstentum, ohne Franken und Schwaben) Anfang des 19. Jahrhunderts wieder legal, überhaupt in Bayern zu leben. Evangelische Christen kamen damals vor allem aus der Pfalz, die nun ebenfalls zu Bayern gehörte, nach München. Auch der Kurfürst und dann König Max I. Joseph kam aus der Pfalz nach Bayern, und seine Frau Karoline war selbst evangelisch. Den Protestanten wurden nun vor dem Gesetz die gleichen Rechte eingeräumt wie den Katholiken. Trotzdem wurden sie von der alteingesessenen Bevölkerung noch lange Zeit als fremd ausgegrenzt, und ihr Glaube galt vielen weiterhin als suspekt.

Anders als die katholische Kirche, deren Bistümer weltweit dem Papst in Rom unterstehen, sind die evangelischen Kirchen häufig separat nach Ländern organisiert. An der Spitze der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche in Bayern steht ein Landesbischof. Er hat hier in der Katharina-von-Bora-Straße 11 seinen Sitz. Die Straße war bis 2008 nach Landesbischof Hans Meiser benannt, der sich in der NS-Zeit gegen die Vereinnahmung der Kirche durch den Staat gewehrt hatte. Weil er aber auch massiv antisemitische Positionen vertreten hatte, beschloss der Stadtrat schließlich die Umbenennung.

Straßenname nach Frau Luther

Katharina von Bora (1499-1552) war die Ehefrau von Martin Luther, der 1517 die Reformation begründete, aus der die protestantischen Kirchen entstanden. Dass Luther heftige antisemitische und auch antimuslimische Schriften verfasst hat und seine Ehefrau womöglich ähnlich dachte, spielte bei der Umbenennung keine Rolle.

In München sind übrigens rund zehnmal so viele Straßen nach Männern benannt, als nach Frauen. Deshalb sollen inzwischen weibliche Straßennamen bevorzugt vergeben werden, was zumindest in Neubauvierteln wie Messestadt Riem oder am Ackermannbogen auch umgesetzt wird.