Ein Bauwerk dominiert am Marienplatz ganz besonders und gehört deshalb zu den bekanntesten Gebäuden Münchens (neben den Frauentürmen). Manche Touristen halten es mit seinem hohen Turm für eine Kirche, auch weil die Architektur an gotische Kathedralen aus dem Mittelalter erinnert. Es ist das Neue Rathaus, das so heißt, weil es von 1867 bis 1909 erbaut wurde. Zuvor war das weiße Gebäude mit dem spitzen Giebel an der Ostseite des Marienplatzes das Rathaus der Stadt; es ist rund 400 älter und heißt deshalb heute das „Alte Rathaus“.

Das Neue Rathaus ist der Hauptsitz der Stadtverwaltung. Darin haben der/die Oberbürgermeister/in, der/die 2. Bürgermeister/in und der/die 3. Bürgermeister/in ihr Büro. Seit 2014 sind dies Dieter Reiter (SPD), Josef Schmid (CSU) und Christine Strobel (SPD). Im Großen Sitzungssaal tagen die 80 Mitglieder des Stadtrats. Die rund 430.000 Münchnerinnen und Münchner ohne deutschen Pass haben die Möglichkeit, den Migrationsbeirat zu wählen, der mit 40 Mitgliedern ebenfalls im Großen Sitzungssaal tagt. Der Oberbürgermeister, der Stadtrat und der Migrationsbeirat werden alle sechs Jahre gewählt. Nichtdeutsche besitzen kein Wahlrecht mit Ausnahme der BürgerInnen der Europäischen Union, die auf kommunaler Ebene wahlberechtigt sind. Der Migrationsbeirat fördert integrative Projekte und wendet sich gegen Diskriminierung von Minderheiten. Für die Arbeit des Migrationsbeirats und seine Akzeptanz ist allerdings ein schweres Hindernis, dass sich die nichtdeutsche Bevölkerung an den Wahlen kaum beteiligt – obwohl das Gremium schon seit 1974 existiert. Bei der letzten Wahl 2017 betrug die Wahlbeteiligung nur 3,6 %.

Wenn Sie in den Durchgang unter dem Turm gehen, sehen Sie diverse Inschriften die an wichtige Ereignisse der Stadt erinnern. Rechts führt eine Treppe in das Rathaus hinein. Falls der Eingang geöffnet ist (werktags zu den Arbeitszeiten des Rathauses; am Wochenende ist geschlossen) können Sie dort nach einigen Stufen rechts eine Erinnerungstafel an ersten 1000 jüdischen Männer, Frauen und Kinder finden, die in der NS-Zeit aus München deportiert und ermordet wurden. Im 1. Stock befindet sich ein Gedenkraum an alle Opfer des Nationalsozialismus und der Weltkriege.